Am 3. Oktober 2016, an dem der Nationalfeiertag zum 26. Mal an die Wiedervereinigung Deutschlands erinnert, geht es schon lange nicht mehr um die Problematik der Zusammen-führung zweier Gebiete, die über Jahrhunderte hinweg kulturell miteinander verbunden waren.
Heute geht es um den deutschen Identitätsverlust, der sich gerade da besonders auffällig zeigt, wo eine vermeintlich heile bayrische Welt mit Bier und Weißwurst, mit Dirndl und Lederhose, das Klischee von deutscher Regionalkultur zu vermitteln versucht. Das Ganze dann ins Bild gesetzt von amerikanischen Touristen, die in ihrer eigenen Sprache die Begriffe "pretzel", "biergarten" und "lederhose" längst als Fremdwörter integriert haben.
Die Zeit - Fremd im eigenen Land.
Das Hamburger Wochenblatt Die Zeit beschreibt das Münchner Oktoberfest als ein "Zerrbild unserer Zeit" und damit unter dem Aspekt einer sich verändernden Gesellschaft, nicht nur was die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung und die daraus resultierenden Probleme betrifft, sondern auch die Gültigkeit überkommener Sitten und Traditionen.
Das Münchner Oktoberfest, das am 3. Oktober endet, repräsentiert dabei lediglich eine in Szene gesetzten deutschen Regionalkultur mit ihren längst überlebten Traditionen, die durch die realen Verhältnisse kontrastiert wird.
Kulturelle Konfrontation durch gefühlt ungebremste Zuwanderung aus der Türkei und den Balkanstaaten, sowie die immer noch anhaltende Flüchtlingswelle in der Folge regionaler Konflikte im Nahen Osten und Teilen Afrikas haben Deutschland zu einem Pulverfass fremdenfeindlicher und anti-islamischer Ressentiments werden lassen, wie es die letzten Anschläge in Dresden beweisen.
Tragisch dabei ist, dass die Stadt Dresden gerade am diesjährigen Nationalfeiertag ein Zeichen für die Toleranz in ihrer Region setzen und damit ihr fremdenfeindliches Image aufpolieren wollte.
The Guardian - Dresden mosque and congress centre hit by two bomb blasts.
Bliebe noch hinzuzufügen, was wohl passieren würde, wenn die nach Sachsen verfrachteten arabischen Flüchtlinge durch die in Bayern einquartierten dunkelhäutigen Afrikaner ausgetauscht würden. Also uns sind die, mittlerweile in jedem Dorf nördlich von München anzutreffenden Container-Flüchtlinge aus Somalia, Eritrea und dem Kongo bereits ans Herz gewachsen.
Als Krönung der Tagesnachrichten erscheint an diesem 3. Oktober ein Artikel auf der Website eines arabischen Fernsehsenders, der sich mit dem Versuch deutscher Behörden beschäftigt, asylsuchende Kriegsflüchtlinge in ihr EU-Eintrittsland Griechenland abzuschieben:
Al-Arabiya - Germany wants asylum seekers sent back to Greece.
Alles in allem ist der 26. deutsche Nationalfeiertag also kein Anlass zum Frohlocken, wenn man bedenkt, dass wichtige interne Probleme Deutschlands in diesem Zusammenhang noch nicht einmal angesprochen wurden wie die Gefahr einer künftigen Altersarmut durch die derzeitigen Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt. Hierzu nur die wichtigsten Stichworte: Eine Überalterung des deutschstämmigen Bevölkerungsanteils, der daraus folgende Mangel an Arbeitskräften, ein deutlich späterer Einstieg vieler junger Menschen in versicherungspflichtige Jobs und die Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse.
Anders gesagt: Anspruchsvolle Nesthocker, die erst im Alter von 20 Jahren allmählich den Arsch hochkriegen, werden im Proletariat einer veränderten Gesellschaft untergehen, in der soziale Leistungen auf ein Minimum reduziert sein werden und eine auskömmliche Altersrente den heutigen "Strebern" vorbehalten sein wird. Dagegen wird einzelnen Asylanten, die nach einer abenteuerlichen Flucht vor dem Bombenhagel in ihrer Heimat, mit dem Mut der Verzweiflung auch der soziale Aufstieg gelingen, und sie werden diese Gesellschaft, vielleicht unbewusst, weiter verändern.
Man erinnere sich, wer das deutsche Wirtschaftswunder in den 1950er Jahren geschaffen hat. Das waren die unterernährten und gesundheitlich angeschlagenen Überlebenden aus Krieg und Gefangenschaft.
In diesem Sinne sei mir noch ein lockeres aber trotzdem zutreffendes Schlusswort zum Tag der deutschen Einheit gestattet:
Und es ist schon lange nicht mehr alles Banane in Deutschland.
Manches ist auch nur saure Gurke, in die wir beißen müssen ...
..............................
No comments:
Post a Comment