Fakten und Kommentare zum Nationalfeiertag
Vorläufige Endfassung: 30. September 2014
Faschismus bedeutet Erpressung, Verleumdung, Verfolgung und Willkür als Methode.
Das Gesicht des Faschismus zeigt sich, wenn das Unterste in der Gesellschaft nach
oben gekehrt und asozialen Lumpen erlaubt wird, ihr Mütchen an Wehrlosen zu kühlen.
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Am 3. Oktober 2014 erinnert sich Deutschland an seine Wiedervereinigung und damit an das Ende einer 40-jährigen Diktatur in der DDR. Vielleicht wäre es sinnvoller, an das Ende des Neuen Deutschen Faschismus zu erinnern, der mehr als 50 Jahre von 1933 bis 1989 dauerte.
An ihrem Regierungssitz in Berlin-Mitte wurde die Herrschaft des Faschismus lediglich zwischen 1945 und 1949 kurz unterbrochen, um die Trümmer des vorangehenden Regimes wegzuräumen. Für die Menschen in der neuen " Hauptstadt des Demokratischen Deutschland " ging danach fast alles unverändert weiter: Gleichschaltung, Bevormundung und Repression Andersdenkender in einem ideologischen System, das auf Lügen und Täuschungen beruhte.
Die 1949 gegründete DDR als Nachfolgestaat des Dritten Reiches anzusehen, ist jedenfalls hilfreich, wenn es darum geht, ihre Entwicklung, vor allem in der Anfangsphase, zu verstehen. Offiziell benutzte Redewendungen wie "Das Paradies der Arbeiter und Bauern" oder auch "Die Kriegshetze des Westens" sind dabei nur als trügerische Wortblasen zu werten wie vorher schon "Die nationalsozialistische Volksgemeinschaft" oder "Das Weltjudentum". Eben nur ein anderes Vokabular, aber derselbe Geist des Faschismus.
Wie eine interne Zählung der SED für das Jahr 1951 ergab, waren unter den registrierten SED-Mitgliedern 174.928 ehemalige Parteigenossen der NSDAP oder Wehrmachtsoffiziere. Weitere Quellen weisen darauf hin, dass ein hoher zweistelliger Prozentanteil von Angehörigen der ersten DDR-Volkskammer aus ehemaligen Parteimitgliedern der NSDAP bestand. Zitat: "Noch in den fünfziger Jahren wäre die NSDAP die zweitgrößte Fraktion in der Volkskammer gewesen." Ganz so schlimm konnte es in den ersten Jahren der Bundesrepublik beim besten Willen nicht mehr kommen, weil die sich neu formierenden demokratischen Kräfte hier einen genügend großen Freiraum vorfanden, obwohl es natürlich auch im Bonner Bundestag den einen oder anderen "minderbelasteten NS-Mitläufer" gab.
In der DDR galt dagegen Walter Ulbrichts Parole: "Wer Kommunist ist, bestimmen wir." Daraus wurde dann schnell: "Wer Nazi war, bestimmen wir." Ein weiteres Ulbricht-Zitat aus den ersten Nachkriegsjahren: "Es soll demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben."
Mehr als 50 Jahre Faschismus, das klingt nicht nur sehr lange sondern bedeutete auch für viele Menschen, die entscheidenden Jahre ihres Lebens unter dem Einfluss eines totalitären Regimes zu verbringen. In einem größeren historischen Zusammenhang gesehen, ist dies aber nur eine kleine Zeitspanne. Die wichtigsten deutschen Teilstaaten wie Preussen und Sachsen haben wesentlich länger existiert. Einige ihrer Herrscher kamen auf eine deutlich längere Regentschaft als Adolf Hitler (12 Jahre), Walter Ulbricht (22 Jahre 1949-1971) und Erich Honegger (18 Jahre). Dies gilt auch vor dem Hintergrund, dass in früheren Jahrhunderten die Lebenserwartung der Menschen deutlich niedriger ausfiel.
Man denke nur an Friedrich II von Preussen, genannt der Große (1712-1786), der alleine schon 46 Jahre in Berlin und Potsdam regierte und von der Geschichtsschreibung eher positiv beurteilt wird. Auch Friedrich-August von Sachsen, genannt der Gerechte (1750-1827), stellt mit seinen 43 Amtsjahren als Kurfürst und weiteren 21 Jahren als König von Sachsen alle faschistischen Anführer in den Schatten, auch seinen sächsischen Landsmann Walter Ulbricht ...
Was die individuelle Wahrnehmung der DDR betrifft, so entspricht sie dem was man von ihrer personellen Aufstellung her erwarten kann. Mit dem Grundmotiv ihrer Führung unterscheidet sie sich nicht vom faschistischen Prinzip des Dritten Reiches, das da lautet:
Zu den wichtigsten Tatsachen, die diese These stützen, gehört der Missbrauch der Justiz zur Durchsetzung der Staatsraison, wie er in besonders krasser Form während der frühen Jahre der DDR durch Justizministerin Hilde Benjamin geprägt wurde. Die "Rote Hilde" wurde durch Schauprozesse mit Todesfolge in der Manier von NS-Richter Roland Freisler bekannt. Dabei hatte die Juristin Benjamin am eigenen Leibe die Missachtung jeglicher Rechtsnormen durch den NS-Faschismus erfahren und daraus ihre spätere Vorgehensweise abgeleitet, die darin bestand Gleiches mit Gleichem zu vergelten, was letztlich nichts anderes bedeutet als Unrecht mit Unrecht zu begegnen.
Als der bekannte britische Historiker Timothy Garton Ash das Material für sein erstes Buch
"Die DDR Heute" (Rowohlt 1981) recherchierte, wurde er wie heute bekannt ist von der Stasi nach Strich und Faden überwacht. Der folgende Text stammt, mit geringfügiger Änderung, aus der Feder eines SPIEGEL-Redakteurs:
Ursprünglich war der junge Historiker im Januar 1980 nach Ostberlin gekommen, um dort für seine Doktorarbeit über Berlin unter den Nazis zu recherchieren. Schnell faszinierte ihn die real existierende DDR mehr als das untergegangene Dritte Reich. Die Dissertation blieb liegen, statt dessen entstand ein Buch über die "roten Preußen", für das ihn die DDR mit einer bis zum 31. Dezember 1989 aufrechterhaltenen Einreisesperre belegte.
Das Interesse war von Anfang an durchaus gegenseitig. Während Garton Ash noch die Akten der NS-Geheimpolizei studierte, legte die Geheimpolizei der SED ein Dossier über ihn an und fand Denunzianten, die über den verdächtigen Ausländer berichteten.
Nach 1989 nahm Garton Ash die Gelegenheit wahr, seine Stasi-Akte einzusehen und stellte die darin erwähnten Spitzel und Informanten zur Rede. Hier ein Auszug aus seiner Beurteilung in der Sprache des SPIEGEL:
Der glatte Markus Wolf, der seine HVA (Hauptverwaltung Aufklärung) allen Ernstes als seine "Nische" in der DDR bezeichnet, wirkt auf Garton Ash wie ein "Albert Speer der DDR". Die übrigen Stasi-Offiziere sind zumeist überangepaßte Kleinbürger, deren moralisches Rückgrat durch eine "doppelt vergiftete Jugend" unter Nazis und Kommunisten verkrüppelt wurde und die früh lernten, sich an Sekundärtugenden festzuhalten wie an Krücken. Und immer wieder das Phänomen des fehlenden Vaters: Der Paternalismus der Stasi als Ersatz für entgangene väterliche Liebe.
Der von Garton Ash zitierte "Verlust des Vaters" erinnert an ein Phänomen, das auch der Nach-kriegsschriftsteller Heinrich Böll in seinem Roman "Haus ohne Hüter" thematisiert hatte. In Bölls Werken spielt das Zerbrechen familiärer Strukturen durch den kriegsbedingten Verlust einer erziehenden und ordnenden Instanz ebenso eine Rolle, wie auch das Zurückdrängen des elterlichen Einflusses durch die Verlockungen einer angeblich "neuen und besseren Zeit". In diesem zweiten Zusammenhang wäre auch die Einschätzung durch den Vater des Reichsführers SS Heinrich Himmler zu sehen, eines humanistisch gebildeten Gymnasialprofessors, der seinen Sohn noch während der Nazi-Zeit als einen "nichtsnutzigen Versager" bezeichnet hatte, der "in schlechte Gesellschaft geraten" ist.
Was nun den Nachfolgestaat des Dritten Reiches betrifft, so war es vielleicht ein Segen, dass die DDR, dieser zweite faschistische Staat in Deutschland, noch bis zu seinem Ende an der kurzen Leine der Sowjetunion hing. Der politische Richtungswechsel unter Gorbatschow und die allgemeinen Zerfallserscheinungen im Ostblock begünstigten so den Ablauf eines Mechanismus, der den Machthabern in der DDR den Boden unter den Füßen entzog. Eine selbständige und emanzipierte DDR wäre 1989 möglicherweise nicht so leicht abzuwickeln gewesen.
Persönliche Erfahrungen des Autors:
In den späten 1950er Jahren verbrachte ich mit meinen Eltern einen Kurzurlaub im Harz. Diese Reise hatten wir als Teilnehmer an einer Tombola der ostdeutschen Gewerkschaft FDGB gewonnen. Obwohl Westberliner ist mein Vater anscheinend in die Kartei der FDGB-Mitglieder geraten, als er sich, in Zusammenhang mit einem arbeitsrechtlichen Problem, an die Gewerkschaft in Ostberlin wandte. Wahrscheinlich war das einem freundlichen Sachbearbeiter zu verdanken, der eigentlich nur Ostberliner Mitglieder beraten durfte. Zu jener Zeit gab es in Westberlin jedenfalls noch keine Arbeitnehmervertretung, an die man sich hätte wenden können.
Bei unserer Ankunft in Oberhof stellte sich die Unterkunft als ein Gästehaus der SED heraus. Jedenfalls wurden die restlichen Zimmer ausschließlich von einer Gruppe "verdienter Partei-Kader" bewohnt. Einige davon liefen in Ledermänteln herum, die deutlich an Gestapo und Wehrmacht erinnerten, was meinen Vater damals zu der trockenen Bemerkung veranlasste:
"Die sind anscheinend von früher übriggeblieben ...".
Selbstverständlich wurde erwartet, dass auch wir an dem geplanten Besuchsprogramm teilnahmen. Bei einer Betriebsbesichtigung in einer großen Waggonbau-Firma musste ich sogar, Westberliner oder nicht, für ein Propagandafoto der Art "Jugendliche Zukunft der DDR und die Errungenschaften der Republik" herhalten. Der Fotograf schien leicht verzweifelt, weil ich mich ständig bemühte, dem eisernen Griff der Parteisekretärin zu entgehen. Meine Eltern waren von der ganzen Angelegenheit nicht besonders begeistert, wollten aber auch kein unnötiges Aufsehen erregen. Vaters Kommentar dazu kam später im Hotelzimmer: "Am schlimmsten sind immer die fanatischen Weiber".
Die Herren in den Ledermänteln waren übrigens ganz nett und schienen auch keine Probleme mit unserer Herkunft zu haben. Meine Eltern blieben deshalb ebenfalls freundlich, gaben sich aber Mühe, den Kontakt nicht zu eng werden zu lassen.
Viel später hat uns doch noch einer zu Hause im Westen besucht, weil er eine Information aus dem damaligen Aufgabengebiet meines Vaters brauchte. Der flog dann raus, als er meinen Vater als "Verräter der Werktätigen" beschimpfte und so tat als wolle er mein Spielzeug kaputt machen. Dabei wandte er sich an mich mit den Worten: "Das müsste ich nicht tun, wenn dein Vater vernünftig wär."
Mein Vater war zu dieser Zeit für einige Wochen von seinem Westberliner Arbeitgeber freigestellt worden, um als Schöffe (d.h. ehrenamtlicher Laienrichter in der Strafgerichtsbarkeit) an den Verhandlungen einer Strafkammer am sogenannten "Kriminalgericht" Berlin-Moabit teilnehmen zu können. Dabei ging es unter anderem um den Fall eines Betrügers, der hier für seine im Westen begangenen Straftaten belangt werden sollte. Weil die fragwürdigen Geschäfte des Delinquenten aber bis in die DDR reichten, wurden auch Zeugen mit Wohnsitz in Ostberlin vorgeladen. Bei der Information, die mein Vater nun liefern sollte, ging es deshalb um Namen und Adressen dieser Zeugen. Dass die Weitergabe solcher Daten durch Angehörige des Gerichts unzulässig ist, versteht sich von selbst. Darüber hinaus mussten DDR-Bürger, die vor einem Westberliner Gericht aussagten, bei Bekanntwerden stets mit Repressalien durch die Stasi rechnen. Also wurde daraus nichts.
... und jedes Mal war's hinterher so richtig teuer !
Besucher aus Hamburg auf der Suche nach U-Boot U-530
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