Wednesday, May 14, 2008

Merkel-Chavez:
Dunkler Engel gegen roten Teufel
Ángel oscuro contra diablo rojo



Im Vorfeld des Lateinamerika-Gipfels der Europäischen Union kam es zu einem verbalen Schlagabtausch zwischen der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und dem Präsidenten von Venezuela, Hugo Chávez. Die folgenden Zitate aus diesem etwas rauhen "Dialog" habe ich, um die Authentizität zu bewahren, aus dem Spanischen ins Deutsche übersetzt. Sie stammen aus verschiedenen Quellen. Damit kann sich dann jeder selbst ein Urteil darüber bilden, wie dieser Konflikt zustande kam:

La cancillera alemana y el presidente de Venezuela se disputan en vísperas de la cumbre entre la UE y América Latina. Es la influencia de Hugo Chávez, político socialista, sobre otras naciónes latinoamericanas que no gusta a Angela ("angelito") Merkel, representante del partido conservador alemán. Aquí unos documentos que iluminan esta disputa:

1) Rahmenbericht: CNN online vom 12.5.2008
(spanische Website)


En declaraciones durante su programa dominical "Aló Presidente", Chávez dijo que recientemente, Merkel instó a algunos líderes latinoamericanos para que no estrecharan vínculos con Venezuela. Chávez estuvo a punto de lanzar más insultos a Merkel, pero se contuvo.
"Viene la cancillera alemana y dijo, ayer o antier, que los gobiernos de América Latina deberían alejarse de gobiernos como el de Hugo Chávez. Vaya usted señora cancillera a...", dijo Chávez antes de hacer una pausa. "Como es una dama no le digo más nada".

In Erklärungen während seines regionalen (Radio-)programmes "Hallo, Herr Präsident!" sagte Chávez kürzlich, dass Merkel einige lateinamerikanische Führer dazu dränge, auf eine Ausweitung ihrer Beziehungen mit Venezuela zu verzichten. Chávez schien dabei drauf und dran, weitergehende Beleidigungen gegen Frau Merkel zu richten,
hielt sich aber zurück.

"Da kam die deutsche Kanzlerin und sagte, gestern genau wie schon früher, dass die Regierungen Lateinamerikas sich von Regierungen wie der von Hugo Chávez fernhalten sollten. Frau Kanzlerin, machen Sie bloß, dass Sie weiterkommen zu ...", sagte Chávez und unterbrach sich dann. "Weil sie eine Dame ist, sage ich nicht
mehr ..."

No fue posible confirmar de inmediato cuáles fueron los comentarios originales de Merkel.
Chávez dijo que podría presentarse una confrontación con Merkel durante la Cumbre de América Latina-Caribe y la Unión Europea, que se realizará esta semana en Perú, y bromeó acerca de la posibilidad de que la canciller termine por pedirle que se calle, como lo hizo el Rey Juan Carlos de España durante una cumbre realizada el año pasado.
"Si voy a Lima quizás la voy a ver, y de repente le digo algo y se pone brava, y a lo mejor se va a parar también y... (me va a decir) ¿Por qué no te callas?", dijo.

Zunächst war es nicht möglich, die zugrunde liegenden Äußerungen von Frau Merkel zu verifizieren.

Chávez meinte, dass es diese Woche in Peru, während des Gipfels der lateinamerikanischen und karibischen Staaten mit den (Ländern der) Europäischen Union zu einer Konfrontation mit Frau Merkel kommen könnte. Er scherzte dabei hinsichtlich der Möglichkeit, dass die Kanzlerin so weit gehen könnte, ihn zu bitten, den Mund zu halten, ganz so, wie es König Juan Carlos von Spanien während eines Gipfels im letzten Jahr getan hatte.

"(Was ist,) wenn ich nach Lima gehe und sie vielleicht dort sehe und ihr unerwartet etwas sage, das sie wütend macht, und sie dann unter Umständen ebenfalls kontert ... Ich werde (ihr) dann sagen: Warum halten Sie nicht einfach die Klappe?(*)", stellte (Chávez) fest.

(*) Chávez würde Frau Merkel demnach tatsächlich auffordern, den Mund zu halten. Das bestätigt auch die südamerikanischen Quelle laverdad.com / Maracaibo vom 13. Mai.


2) Rahmenbericht: globovision.com vom 13.5.2008
(Radiostation in Caracas)
[Stellungnahme der Regierung von Venezuela zu den vorhergehenden Äußerungen von Frau Merkel]


"Sus declaraciones no sólo alteran la relación bilateral sino que ponen en entredicho la intención del gobierno alemán de querer estrechar los lazos de amistad con todos los países latinoamericanos y caribeños", declaró el gobierno en un comunicado.
Merkel expresó en una entrevista la semana pasada que un solo país, refiriéndose a Venezuela, "no puede alterar las relaciones entre la Unión Europea (UE) y Latinoamérica".
Además, subrayó que "el presidente Chávez no es la voz de América Latina" y recordó que el pueblo venezolano dijo 'no' en diciembre al referéndum que planteaba un proyecto de reforma constitucional.

"Ihre (Frau Merkels) Erklärungen verschlechtern nicht nur die bilateralen Beziehungen, sondern stellen auch die Absicht der deutschen Regierung in Frage, freundschaftliche Bande zu allen lateinamerikanischen und karibischen Staaten zu knüpfen", erklärte die Regierung (Venezuelas) in einem Kommunique.

Merkel brachte letzte Woche in einem Interview (*) zum Ausdruck, dass ein einziges Land, wobei sie sich auf Venezuela bezog, "nicht die Beziehungen zwischen der Europäischen Union und Lateinamerika verschlechtern darf".

Darüber hinaus hob sie hervor, dass "Präsident Chávez nicht die Stimme Lateinamerikas ist" und erinnerte daran, dass das Volk von Venezuela im Dezember "Nein" gestimmt hätte, als es in einem Referendum um eine Reform der Verfassung ging.

(*) Das zitierte Interview mit Frau Merkel wurde von der Deutschen Presseagentur DPA geführt. => laverdad.com

En su comunicado, el ejecutivo venezolano se mostró "sorprendido" por el hecho de que la canciller "arremeta contra Hugo Chávez" y realice "inamistosos comentarios" en vísperas de la cumbre entre la UE y América Latina que se celebrará esta semana en Lima.

In ihrem Kommunique zeigte sich der venezolanische Staat "überrascht" von der Tatsache, dass die Kanzlerin "Hugo Chávez angreift" und "unfreundliche Kommentare" zum Ausdruck bringt, am Vorabend des Gipfels zwischen der EU und Lateinamerika, der diese Woche in Lima stattfinden soll.


3) Kommentar von BLUEPRINT magazine


Als ich erfuhr, dass der venezolanische Präsident Hugo Chávez unsere Kanzlerin mit jenen konservativen Politikern verglichen haben soll, die Hitler und seine Nationalsozialisten auf dem Weg zur Macht unterstützt hatten, da war mein erster Gedanke:

Was um Himmels willen hat denn unsere Pastorentochter da schon wieder angestellt?

Der Vergleich mit Hitler erscheint mir dabei lediglich als ein reflexartiger Tritt gegen das moralische Schienbein der Deutschen, wo doch spätestens seit den Ausfällen des derzeitigen iranischen Präsidenten jeder Gegner im Ausland weiß, womit man die ehrpusselige deutsche Politikerseele am besten ärgern kann. Man vergisst aber oft nur zu leicht, dass jeder Tritt auch eine Ursache hat und macht dann den Tritt selbst zur Ursache und zur Nachricht des Tages.

Da Hugo Chávez, der mit großer Mehrheit gewählte Präsident Venezuelas, unbestreitbar die auffälligste Stimme einer enormen politischen Linksbewegung ist, die zur Zeit etliche Länder Lateinamerikas kontrolliert oder zumindest beeinflusst, sind die Warnungen von Frau Merkel vor dem Einfluss "solcher Länder wie Venezuela" nicht nur einfältig, sondern auch gefährlich, denn sie erwecken in diesen Ländern den Eindruck, als ob Deutschland voll und ganz hinter der imperialistischen Machtpolitik der amerikanischen Bush-Administration steht, was glücklicherweise
überhaupt nicht der Fall ist.

Bedingt durch die krassen sozialen Gegensätze in Lateinamerika, hat die politische Linke hier eine lange Tradition, die nichts, aber auch gar nichts mit dem erloschenen "Spätstalinismus" der alten Ostblockstaaten zu tun hat. Auch Fidel Castro als der Träger einer kubanischen Revolution konnte sich über Jahrzehnte hinweg der, zumindest verbalen, Solidarität blockfreier lateinamerikanischer Staaten erfreuen. Castros persönlicher und politischer Freund Hugo Chávez ist mit der Zeit selbst zum politischen Erben Fidel Castros geworden. Das ist nun einmal so, ob es einem passt oder nicht.

Weder die Jahrzehnte währende Wirtschaftsblockade der U.S.A. gegen Kuba noch die neuesten Ausfälle amerikanischer Politgreise gegen den betagten Castro oder den "linken Fackelträger" Chávez können diese Entwicklung verlangsamen oder verhindern. Und was bei diversen Aktionen der CIA gegen unbequeme linke Politiker Lateinamerikas herausgekommen ist, das kann jedermann in den Geschichtsbüchern nachlesen (Stichworte hierzu: Invasion der kubanischen Schweinebucht, Sturz des sozialisten Präsidenten von Chile Salvador Allende usw.).

Wenn man schon nichts davon versteht, dann sollte man sich doch wenigstens heraushalten und nicht, zu allem Überfluss, auch noch die abgenutzten Parolen der Bush-Lobby wiederholen.

Lo que la cancillera no comprende es la evolución del socialismo latinoamericano en los tiempos de la economía de mercado libre tras la derrota del socialismo europeo. Por esta razón no puede aceptar que hay dos fuerzas independientes en América latina a tenerse en cuenta.

Was nun die Ablehnung des Regierungsvorschlags zur Verfassungsreform Venezuelas betrifft, da sollte sich Frau Merkel einmal fragen, was man denn den Deutschen schon alles zugemutet hat: Von den entmündigenden Restriktionen bei Hartz IV über die Abschaffung der Pendlerpauschale bis hin zum Rauchverbot in Biergärten. Immerhin hat man das Volk von Venezuela wenigstens noch nach seiner Meinung gefragt ....

Como en Alemania hay tambien unas leyes que la mayoría de los ciudadanos no desean, no hace falta recordar que el pueblo venezolano dijo 'no' al referéndum sobre la reforma constitucional.

Und was den rauhen Ton der Auseinandersetzung betrifft, so sollte man sich eben nicht mit Leuten anlegen, die gewohnt sind, eine deutliche und provokante Sprache zu sprechen. Hugo Chávez hat hierbei sicher die größere Erfahrung und die größere Klappe. Außerdem läßt sich ein wortgewaltiger südamerikanischer "Macho" sowieso nichts von einer "Tussi" sagen, wenn er sich nicht vor seinen eigenen Leuten blamieren will.

Also warum, Angela, hältst du nicht einfach mal die Klappe?
¿Pues bien Angela, por qué no te callas?

No comments: